Um 2006 herum lernte Schwester Christina – damals noch Lehrerin – Jin Shin Jyutsu kennen. Das Strömen führte sie immer mehr zu sich selbst und zu ihrer Berufung. So lebt sie seit 2014 glücklich im Kloster Arenberg und wendet dort das Strömen auch für andere an.
Liebe Christina, ich freue mich ganz besonders, dich heute interviewen zu dürfen, da ich deinen Weg mit Jin Shin Jyutsu von Anfang an begleiten durfte. Ich erinnere mich noch gut an unsere gemeinsame Chorprobe, in der alles begann.
Genau! Ich hatte derart schlimme Schmerzen in der Schulter, dass ich meine Noten kaum noch halten konnte.
Normalerweise überfalle ich Leute nicht gleich mit einem Sitzungsangebot, aber irgendwie überkam es mich und ich schlug dir vor, doch mal zu einer Sitzung zu mir zu kommen.
Ich muss zugeben, dass ich anfangs sehr skeptisch war. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte ich nur schulmedizinische Behandlungen in Anspruch genommen. Dennoch trieb mich die Neugier und ich fand mich gleich am nächsten Tag auf der Strömliege wieder. Nach der Behandlung fiel ich in einen dreistündigen Schlaf – und dann war der Schmerz in der Schulter nicht mehr da.
Daraufhin begann ich, mich näher mit Jin Shin Jyutsu zu beschäftigen. Was mich sofort anzog, war die Selbsthilfe. Ich spürte, dass sich nach der täglichen Anwendung des Zentralstroms eine innere Ruhe einstellte. Das Spüren in den eigenen Körper fesselte mich und so habe ich von der Kunst des Jin Shin Jyutsu nicht wieder losgelassen.
Es war für mich eine Freude mitzuerleben, wie du dann unbeirrt und auf deine ganz eigene Art deinen Strömweg gegangen bist.
Neben dem Anwenden der Selbsthilfe ging ich einmal in der Woche zu dir zur Behandlung. Schnell entschloss ich mich zum Besuch des ersten Selbsthilfebuchs und war danach regelmäßig in deiner Strömgruppe dabei. Erst nach zwei Jahren besuchte ich den ersten 5-Tage-Kurs. Sich für die Vorbereitung darauf Zeit zu nehmen, kann ich nur empfehlen, da ich dadurch eine sehr gute Grundlage für das Aufnehmen von vielen Kleinigkeiten in den 5-Tage-Kursen hatte.
Schnell war aber auch klar, dass es bei dir nicht nur um das Erlernen von Organströmen und „Sicherheits“-Energieschlössern ging, sondern dass dich das Jin Shin Jyutsu tiefer berührte und veränderte.
Durch mein regelmäßiges Strömen spürte ich, wie sich bei mir die Sicht auf die Dinge änderte. Ich sah besser, was wesentlich in meinem Leben war, wo ich am Ball bleiben wollte oder was ich loslassen wollte. Das Strömen führte mich immer mehr zu mir selbst. Ich erkannte eingefahrene Situationen und begann, sie aufzubrechen. Es fiel mir zunehmend schwer, etwas zu tun nur „weil man das so macht“. Stattdessen spürte ich immer mehr, was ich mir von meinem Leben wünsche und woran mein Herz wirklich hängt.
Immer wieder entwickelte ich in der Zeit auch Beschwerden auf der körperlichen Ebene, die noch einmal mit Nachdruck darauf hinwiesen, dass sich ein Wandel meines Lebens nicht aufhalten lassen wollte.
Aus heutiger Sicht bin ich zutiefst davon überzeugt, dass das Strömen das Wesentliche war, loszulassen, frei zu werden und schließlich zu spüren, was in mir wächst und ins Leben will.
Ich habe hautnah miterlebt, wie du mit dir gerungen hast und wie sich eine Entscheidung herauskristallisierte, die dein Leben grundsätzlich verändert hat.
Nach vielen Jahren als Musik- und Religionslehrerin hast du dich 2014 entschieden, diesen Beruf und dein bisheriges Leben hinter dir zu lassen und in ein Kloster einzutreten. Und ich weiß, dass du das Strömen dorthin mitgenommen hast.
Nie habe ich davon losgelassen, mich täglich zu strömen. Es ist auch in meinen jetzigen Klosteralltag integriert. Gleich nach dem Aufwachen widme ich die ersten 20 Minuten des Tages dem Strömen. Dabei bete ich meine ersten Morgengebete des Tages.
Beim Stundengebet halte ich häufig die Finger, oft ist es aber auch das bewusste „Sei das Fallenlassen deiner Schultern“ oder das Hineinspüren in ein Schloss, ohne dass ich es mit einer Hand ströme. Und wenn ich mich schlafen lege, schlafe ich strömend ein.
Darüber hinaus ist Jin Shin Jyutsu inzwischen auch offiziell im Kloster Arenberg angekommen. Wie hast du das angestellt?
Am Anfang habe ich meinen Mitschwestern nicht viel darüber erzählt. Es ergab sich dann aber eine ganz ähnliche Situation wie bei uns beiden. Eine Schwester klagte über Schmerzen im Arm. Sie erlaubte mir, dass ich sie strömend berührte. Damit war das Eis gebrochen, denn durch das kurze Hände Auflegen waren ihre Schmerzen gelindert und nach ein paar Stunden sogar ganz verschwunden, was sie dann auch gerne den anderen erzählte. Danach fanden einige weitere Schwestern den Mut, sich dem Strömen zu öffnen.
Das Kloster Arenberg ist ein Gästehaus für Menschen, die Ruhe und Erholung suchen, die zu sich finden und vielleicht auch anderen Menschen und Gott begegnen wollen. Zum Kloster gehört ein Vitalzentrum, in dem ich inzwischen fest arbeite. Ich gebe dort vorrangig Aromaöl- und Kräuterstempelmassagen. Sowohl meine Kolleginnen und Kollegen im Vitalzentrum als auch einige Gäste haben das Strömen aber bereits nachgefragt.
Was mir u. a. wesentlich geworden ist – dass das Strömen eine wunderbare Ergänzung zu anderen manuellen Behandlungen ist. Im Wechselspiel mit ihnen fällt eine Veränderung der körperlichen und emotionalen Verfassung leichter.
Die Philosophie des Jin Shin Jyutsu ist ausdrücklich an keine spezielle Religion gebunden. Wir beziehen uns allgemein auf eine „Schöpferkraft“. Obwohl das Jin Shin Jyutsu der asiatischen Tradition entspringt, hat Jiro Murai zur Erforschung des Jin Shin Jyutsu auch sehr intensiv mit der Bibel gearbeitet. So finden wir in der Philosophie etliche christlich geprägte Bezüge, die aber übergeordnete Prinzipien jenseits einer bestimmten Religion widerspiegeln.
Ich weiß aus Gesprächen mit dir, dass du für dich sehr viele Parallelen und Verbindungen zwischen dem Jin Shin Jyutsu und dem christlichen Glauben entdecken konntest.
Jin Shin Jyutsu war für mich von Beginn an keine Methode. Jin Shin Jyutsu ist „die Kunst des Schöpfers durch den mitfühlenden Menschen.“
Für mich übersetze ich es so: Derjenige, der strömt, vollbringt dies durch seine Intuition und Inspiration. Inspiriert sein heißt, vom Geist erfüllt sein. Der Mensch muss sich für diesen Geist öffnen. Wenn der Mensch nicht mehr alles kontrollieren will und sich hingibt, wird er erfüllt werden. Und genau dies geschieht beim Strömen. Wenn die Energie in Fluss kommt, führt sie ins innere Gleichgewicht, in einen tiefen inneren Frieden.
„Atme in mir, du Heiliger Geist.“
Diese Worte vom Heiligen Augustinus berühren mich sehr: Gott will in uns Menschen lebendig sein. Und so sind wir Menschen durchströmt von einer Energie, die ihre Lebendigkeit von unserem Schöpfer bekommen hat. Die Lebendigkeit dieser Energie immer wieder anzustoßen, dabei kann Jin Shin Jyutsu hilfreich sein.
„Erkenne mich selbst, sei es ist, ist.“ – so schreibt es Mary Burmeister. Für mich als Christin finde ich diese Weisheit in den Worten von Bernhard von Clairvaux wieder:
„Ich darf meinem Gott entgegen gehen bis zu mir selbst."
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1 Kommentar für "Interview: Schwester Christina auf ihrem Weg"
„Gott will in uns Menschen lebendig sein. Und so sind wir Menschen durchströmt von einer Energie, die ihre Lebendigkeit von unserem Schöpfer bekommen hat.“
Diese Worte von Christina haben mich sehr berührt. Schön, auch an diesen Aspekt wieder einmal erinnert zu werden.
Herzlichen Dank für eure offenen Worte und Gedanken,
Anke und Christina!