Stille beim Strömen oder doch lieber Musik? Hier scheiden sich die Geister. Ist eins besser als das andere? Was sagen eigentlich Jiro Murai und Mary Burmeister dazu? Lies in diesem Artikel, warum Stille auch laut sein kann und wie sich Ruhe noch in der lautesten Umgebung finden lässt.
Wie ist es bei dir? Magst du das Strömen in Stille oder bevorzugst du etwas Musik oder Geräusch im Hintergrund?
Dies ist eine Frage, die uns z.B. im Strömclub immer wieder beschäftigt. Dort biete ich das gemeinsame Strömen in den Strömgruppen überwiegend „still“ an.
Doch das gefällt nicht allen bzw. ist selbst diese Stille offensichtlich noch sehr relativ. Denn ich erhalte immer wieder Rückmeldungen in die eine oder andere Richtung.
Da gibt es zum einen Teilnehmende, die sich mit der Stille unwohl fühlen und mich fragen, ob es nicht doch möglich wäre, etwas Hintergrundmusik einzuspielen.
Andersherum mache ich bei schönem Wetter während eines Webinars manchmal das Fenster auf und während des Strömens sind dann die typischen Geräusche eines Gartens zu hören: Vögelgezwitscher, aber eben auch mal ein Rasenmäher oder mein Nachbar, der wirklich unfassbar laut niesen kann, so dass das über die Webinarleitung bis in die Schweiz zu hören ist...
Dann erhalte ich Rückmeldungen von Menschen, die bereits durch diese Geräusche in ihrem Strömempfinden beeinträchtigt sind.
Hieran siehst du mal wieder, wie individuell Menschen wahrnehmen und wie unterschiedlich es ist, was sie brauchen, um sich wohlzufühlen.
Doch wenn du mich kennst, dann weißt du, dass mir das als Antwort noch nicht reicht. Es lohnt einen genaueren Blick, was sich hinter diesen Bedürfnissen verbergen kann.
Wenn die Stille schreckt
Lass uns zunächst hinterfragen, warum es möglicherweise nicht zu still sein darf.
Manchmal – ich kenne das aus eigener Erfahrung – mag der Wunsch aus der ganz praktischen Erwägung entstehen, dass das Risiko, beim Strömen in Stille einzuschlafen, signifikant erhöht ist. (Das ist nebenbei gesagt aber überhaupt nicht schlimm!)
Es gibt viele Menschen, denen es mit ein wenig Musik leichter fällt zu entspannen. Welche Art von Hintergrundgeräusch sich dafür möglicherweise sogar noch besser eignet, dazu siehe am Ende des Artikels.
Doch bei manchen steckt vielleicht noch eine andere Angst dahinter. Es lohnt die Frage:
Woher kommt das Unbehagen mit der Stille, wo es doch eigentlich ein „natürlicher“ Zustand ist?
- Was höre ich eigentlich, wenn ich durch nichts im Außen abgelenkt bin?
- Was passiert, wenn ich ganz auf mich selbst zurückgeworfen bin, allein mit mir, meinen Händen und meinen Gedanken?
- Kann ich diese Stille ertragen?
- Kann ich den Fragen und Gefühlen, die dann vielleicht an die Oberfläche kommen, begegnen?
- Wovon möchte ich mich ablenken, worauf möchte ich nicht gerne stoßen?
Stille kann einschüchtern - muss sie aber nicht. Wir können sie auch als große Chance auf dem Weg, uns selber besser kennenzulernen, begreifen:
Stille ist nicht leer. Sie ist voller Antworten.
Ruhe bitte!
Und jetzt zum anderen Extrem: Es darf möglichst kein Laut die Strömruhe stören.
Auch hier stellt sich die Frage, wo eigentlich der Fokus liegt.
- Wie sehr bin ich in Balance, wenn mich schon kleine Geräusche aus der Ruhe bringen?
- Ist das Strömen wirklich weniger wert, wenn es von Alltagsgeräuschen begleitet wird?
- Wie sehr bin ich bei mir und wie sehr im Außen, während ich ströme?
Es ist sehr interessant, was Jiro Murai, der Wiederentdecker des Jin Shin Jyutsu, zu diesem Thema gesagt haben soll. Ich kenne verschiedene Varianten seiner Aussage, es läuft im Kern aber auf folgendes hinaus:
Wenn du ganz bei dir bist, dann kann das Haus um dich herum zusammenbrechen und es wird dich nicht beim Strömen stören.
JIRO MURAI
Huch. Das nenne ich mal eine Ansage…
Was will er damit ausdrücken?
Es ist egal, unter welchen Bedingungen du strömst. Ob mit Musik, in Stille oder mit normalen Alltagsgeräuschen.
Natürlich sind wir uns wahrscheinlich alle einig, dass es entspannter ist, wenn unsere Umgebung den Grad an Ruhe hat, der uns persönlich gut tut.
Aber: Das sollte nicht darüber entscheiden, OB wir strömen und auch nicht, WIE SEHR es das Strömen beeinflusst!
Love it, change it or leave it
Lebensumstände sind nun mal nur selten perfekt und so haben wir letztlich meist 2 (bzw. 3) Möglichkeiten:
Wir passen uns an das an, wie es in dem Moment gerade ist – vor allem, wenn wir es nicht willentlich beeinflussen können – und lassen uns von unserem eigentlichen Ziel nicht abhalten.
Oder wir verwenden Zeit und Energie darauf, die Umstände – wenn es denn geht – nach unseren Wünschen zu beeinflussen.
Im Sinne von „Love it, change it or leave it” bliebe als 3. (theoretische) Möglichkeit noch, die Situation aufzulösen, indem wir gar nicht strömen. Aber ich denke, wir sind uns einig, dass das nun wirklich keine Alternative sein kann...
So führt uns also selbst eine erstmal wie eine "Kleinigkeit" anmutende Frage wieder an grundlegende Themen unseres Lebens heran.
Stille in Dir
Schauen wir zum Abschluss, was Mary Burmeister uns als Hilfestellung für diese Situation mit auf den Weg gibt. Wie immer klingt es erstmal einfach, ist in Wahrheit aber eine unglaublich herausfordernde Denkweise:
Wirklichkeit ist einfach.
Habe keine Vorlieben.
Mary burmeister, Selbsthilfebuch 2, S. 24 zum SES 7
Wenn wir diese Form von Abgeklärtheit nur ansatzweise erreichen, dann wird es still in uns. Kein "Ich hätte aber gerne", "Es wäre aber besser", kein "Ja, aber". Damit ist nicht das leidvolle Erdulden jeglicher Umstände gemeint. Aber es bringt die nötige Distanz und eine innere Souveränität, die uns aus jeder Situation das Beste machen lässt.
Wie schon gesagt: Kein leichtes Unterfangen. Aber eines, das es immer wieder wert ist, um es zu ringen. Je besser es uns gelingt, desto einfacher wird unsere Wirklichkeit.
mein Strömtipp
Das Zitat von Mary Burmeister steht beim „Sicherheits“-Energieschloss 7. Nehmen wir das doch gleich als Hinweis, dass dieses Schloss, an dem wir idealerweise alle Vorlieben ausgeatmet haben, eine gute Selbsthilfe wäre, um die Situation zu harmonisieren.
Das "Sicherheits"-Energieschloss 7 liegt an der Unterseite unserer großen Zehen. Um es zu strömen, umfasse einfach deine großen Zehen, einen oder beide gleichzeitig, über Kreuz oder ungekreuzt.
Ist dir das zu unbequem, kannst du auch deine SES 15 in der Leistenbeuge halten oder noch einfacher deinen Ringfinger, da auf diesem das SES 7 repräsentiert ist.
Eine kostenlos herunterladbare Übersicht über alle Schlösser findest du bei den Tools.
Und jetzt auch das noch
Keine Vorlieben zu haben - oder die vorhandenen aufzugeben - bedeutet, die Komfortzone zu verlassen.
Als kleine Challenge:
Gehörst du zu denjenigen, denen es ohne Musik oder Geräusch unwohl beim Strömen ist, lass dich einmal bewusst darauf ein, in Stille zu strömen. Schau, was an die Oberfläche kommt - an Fragen, aber vielleicht auch an Antworten!
Bist du überzeugte "stille" Strömer:in wage das Experiment, dich beim Strömen mal durch Musik begleiten zu lassen (siehe auch Musik-Tipp weiter unten). Oder möglicherweise suchst du sogar einen belebten lauten Ort auf und versuchst, trotzdem deinen Glücksmoment mit dem Strömen zu erleben?
Manchmal liegt eine Lösung vielleicht in der Mitte...
Wie der Klang der Natur Entspannung bringt
US-Forschende haben festgestellt, dass natürliche Klänge der Natur wie sie durch Tiere, Wind und Wasser entstehen, unsere Gesundheit positiv beeinflussen.
So vermindern Tiergeräusche wie Vögelzwitschern die Belastung durch Stress und Ärger. Das Geräusch von Wasser hebt die Stimmung und reduziert das Schmerzempfinden.
Sich mit Klängen der Natur zu umgeben vermittelt ganz allgemein ein Gefühl von Sicherheit und einer geordneten Welt und führt zu Entspannung. Je weniger diese natürlichen Geräusche von menschengemachten beeinflusst sind, desto besser. Doch auch öffentliche Parks und andere stärker von Menschen frequentierte Grünräume haben noch eine gute Wirkung.
Aus: PNAS, "A synthesis of health benefits of natural sounds and their distribution in national parks"
Statt Musik könntest du es also auch mal mit Naturgeräuschen versuchen. Es gibt sie kostenlos draußen.
Da man nicht immer eine Grünfläche in der Nähe hat oder es aus praktischen Gründen nicht durchführbar ist, gibt es dennoch zahllose Möglichkeiten, sich Naturgeräusche über youtube oder CDs bzw. mp3s ins Haus zu holen. Es gibt sogar Geräte, die dazu dienen, sogenanntes "weißes Rauschen" zu erzeugen bzw. mit denen sich Naturgeräusche unterschiedlicher Art abspielen lassen.
Auch im Strömclub gibt es übrigens Strömanleitungen zu unterschiedlichen Themen, die man wahlweise still, mit Musikuntermalung oder mit Naturgeräuschen unterlegt nutzen kann.
Du suchst noch Strömmöglichkeiten mit Musik?
Dann sind vielleicht die musikalisch begleiteten Strömmeditationen von Karin Weick und Ayun Sigfalk etwas für dich. Unter https://jsj-hegau.de/klangstroemen/ findest du ihr CD-Angebot (auch als Download verfügbar). Einen kleinen Vorgeschmack gibt es in diesem Video:
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6 Kommentare für "Wieviel Stille ist fürs Strömen nötig?"
Ich bevorzuge die Stille u lausche dem pulsieren
Es stören mich keine Geräusche
Vogelzwitschern liebe ich u macht mich glücklich , ebenso liebe ich Naturgeräusche
Hallo liebe Anke,
danke für diesen Artikel.
Ich bevorzuge das Strömen in der Stille und beobachte entweder meinen Atem oder das Pulsieren unter meinen Fingern. Und ja, auch ich schlafe öfters dabei ein. So What!
Musik lenkt mich ab, weil ich dabei oft nicht still sitzen kann.
Bisweilen stelle ich mich aber auch der Herausforderung bei offenem Fenster (Straßenlärm) zu strömen und mich bewusst auf das Herzzentrum zu fokussieren.
Erstgenanntes ist mir lieber.
Von Eckhart Tolle gibt es dazu einen, wie ich finde schönen Spruch:
“Stillness
is the only thing in this world
that has no form.
But then,
it is not really a thing,
and it is not of this world.”
Liebe Grüße
Regina
Mir persönlich ist es lieber in der Stille zu strömen.
Ich mag beides, in der Stille strömen und mit entspannender Musik. Natürlich auch gerne im Garten 🪴. Einmal über den Schrecken hinweg gekommen stört auch der Rasenmäher von nebenan nicht mehr .
Ich mag beides. Da ich ziemlich viel ströme – ca. 2-3 Stunden am Tag, mag ich die Abwechslung. Die erste Stunde ist morgens -in Stille, meist noch im Halbschlaf ;) – Wecker 1 Stunde vor dem Aufstehen gestellt, dann noch mal mittags nach der Arbeit oder nachmittags, dann liebe ich die Stille und es darf sich alles Erlebte sortieren und hochkommen oder verdaut werden, was mag. Und abends bevorzuge ich dann auch gerne mal ein Hörbuch oder einen Podcast, eine Webinar-Aufzeichnung o.ä. Für mich persönlich ist das ein guter Mix.
Danke für die Hinweise zu dem Blog/Podcast von sensibel hoch 2. Das klingt wunderbar und wird vielleicht schon heute Abend meine Strömbegleitung ;) ;) ;)
Liebe Anke!
Das ist fein, dass Du diese Frage gestellt hast! Ich habe es gelernt, dass es mir gleich ist,
ob in Stille oder angenehmer Musik geströmt wird! Und zwar nicht durch das Strömen, aber vor Jahren, (da kannte ich das Strömen noch nicht) waren wir mit einer Gruppe in Zypern und machten jeden Morgen vor Sonnenaufgang am Strand eine wunderbare Meditation. Des öfteren wurden wir aber „gestört“ von einem kleinen traktorartigen Gefährt, das diesen Strand wieder vorbereitet hat, für den Tag! Das war keine Musik! Aber wir nahmen es als Herausforderung an und so kann ich in jeder Situation strömen! Aber die Stille ist schon schön!