Es scheint mit dem Strömen nicht recht voranzugehen und du ertappst dich bei der Frage: "Bin ich zu ungeduldig?" Was kannst du dann tun?
Meine Leserinnen schicken mir immer wieder Mails mit Fragen rund ums Strömen. Einige davon sind sehr spezifische Fragen zu „Was strömt man bei XY.“ Das ist aus der Ferne und ohne die betreffende Person zu kennen, leider nur sehr schwer individuell zu beantworten.
Es gibt aber auch allgemeinere Fragen, die häufiger auftauchen oder
die ein übergeordnetes Thema ansprechen. In diesem Artikel beantworte ich
die Frage meiner Leserin Regina. Du kannst alles auch unterhalb in einer Textversion lesen, wenn dir das lieber ist.
Ihre Frage lautet:
Bin ich zu ungeduldig?
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Mehr InformationenRegina schreibt:
„Liebe Anke,
ich habe irgendwie das Gefühl, ich komme nicht so richtig vorwärts. Ich ströme seit 5 Monaten täglich 1 – 2 Stunden (den Hauptzentralstrom, die Betreuer und Vermittler, lange Zeit den Magenstrom, dann den Milzstrom), und den Tag über verschiedene Schlösser oder Finger.
Jetzt habe ich einen 5-Tage-Kurs besucht, bin hochmotiviert aber irgendwie kann ich keine positive Veränderung, weder von körperlichen noch geistigen „Zipperlein“ feststellen.
Ich fühle mich nach dem Strömen nicht anders als davor. Bin ich zu ungeduldig?“
Wir sind wohl alle mal ungeduldig
Ich glaube, dass wirklich jede und jeder im Laufe des Strömlebens mal Phasen hat, in denen scheinbar nichts vorangeht. Oder man ganz unbedingt auf die Verbesserung einer bestimmten Sache hofft und sich einfach nichts bewegen will.
Und wer von uns kennt nicht auch dieses Gefühl von „Nun mach ich doch eigentlich alles richtig. Warum kriege ich dann meine Belohnung nicht?“
Ich werde keine Antwort darauf geben können, um was es in deiner jeweils ganz individuellen Situation geht. Aber ich möchte versuchen, den Blickwinkel auf diese Lage etwas zu verändern und ein paar Anregungen geben, mit welchen Fragen wir uns der Situation und einer Lösung annähern können.
Nur Herausforderungen bringen uns meist weiter
Es mag vielleicht zunächst wie ein billiger Trost klingen, aber tatsächlich entstehen die wirklich wichtigen Entwicklungen doch meistens aus irgendwelchen Schwierigkeiten, die wir überwinden müssen.
Es ist so wie mit den Dankbarkeitsübungen: Es ist verhältnismäßig einfach, für die vielen schönen Dinge im Leben dankbar zu sein.
Viel entscheidender und die wirkliche Kunst ist es doch aber, für die Dinge im Leben Dankbarkeit zu empfinden, die nicht so laufen wie gewünscht. Denn in ihnen stecken die Chancen für wirkliche Weiterentwicklung.
So ist es auch mit dem Strömen. Natürlich wünschen wir uns alle einen permanenten Zustand von Glücklichsein und vollkommener Harmonie. Und die Idee ist dabei, dass wenn wir nur genug strömen, dieser Zustand auch automatisch erreicht werden kann.
Aber das Leben ist eben nicht so. Stattdessen bietet das Leben Höhen und Tiefen. Und Jin Shin Jyutsu ist eine Lebenskunst, mit der wir diese Höhen und Tiefen begleiten können. Und ganz ehrlich wäre das Leben ja auch ein bisschen langweilig, wenn alles glatt gehen würde und es nichts mehr zu lernen gäbe.
Dadurch entstehen neue Fragen
Wenn wir uns die Situation unter diesem Blickwinkel heraus betrachten, lauten die Fragen:
Regina beschreibt etwas, was öfter so empfunden wird:
„Obwohl ich
ströme, kann ich irgendwie keine positive Veränderung, weder von
körperlichen noch geistigen „Zipperlein“ feststellen.“
Meine erste Frage ist hier:
„Bist du wirklich ganz sicher, dass sich gar nichts verändert hat?“
Hier kommen nämlich gleich 2 Dinge zum Tragen.
1. Konzentration auf das "Problem"
Zum einen konzentrieren wir uns mit unserer Wahrnehmung häufig auf unsere altbekannten Probleme.
Dabei übersehen wir dann leicht, dass sich vielleicht andere Dinge, die wir nicht so im Fokus haben, sehr wohl still und leise verändern. Das sind die berühmt-berüchtigten Nebenwirkungen, die in diesem Fall aber sehr willkommen sind.
Ich könnte Dutzende von Geschichten erzählen, in denen Leute für etwas Bestimmtes geströmt haben und dann eines Tages überrascht fragen: „Sag mal, mir ist aufgefallen, dass sich auch meine Haut/meine Verdauung/meine Stimmungsschwankungen verbessert haben, obwohl ich dafür gar nicht geströmt habe. Kann es sein, dass das trotzdem damit zu tun hat?“
2. Das schnelle Vergessen
Zum anderen vergessen wir sehr schnell Dinge, mit denen wir uns unwohl gefühlt haben, wenn sie nicht mehr da sind. Da hat jemand z.B. über Kopfschmerzen geklagt und wir fragen nach einiger Zeit mitfühlend nach, ob der Kopf jetzt besser sei.
Und die Person guckt einen verdutzt an und fragt: „Welche Kopfschmerzen?“, weil sie inzwischen keine Schmerzen mehr hat. Schmerzen vermisst man nicht und so wird das Fehlen gar nicht bewusst registriert.
Diese beiden Phänomene führen schnell dazu, dass wir kleine Veränderungen jenseits der Hauptschauplätze nicht wahrnehmen und dann das Gefühl haben, dass sich nichts verändert.
Tipp 1: Die Wahrnehmung schärfen
Daher lautet die erste Anregung, dass wir unsere Wahrnehmung ein bisschen verfeinern könnten. In meinem Buch zum 90-Tage-Strömprojekt z.B. lade ich alle 10 Tage zu einer kurzen Reflexion ein und alle 30 Tage gibt es sogar einen ausführlicheren Schnappschuss, bei dem man sich mal anguckt, wie der Stand bei Beschwerden und Befindlichkeiten ist.
So kann man etwas systematischer mitverfolgen, was sich tut. Man muss das natürlich nicht mit einem Buch machen und es geht auch nicht darum, akribisch alles zu dokumentieren. Dennoch verändert ein bisschen mehr Aufmerksamkeit sehr wahrscheinlich den Eindruck davon, dass sich so gar nichts tut.
In Fall von Regina finde ich es an der Stelle übrigens noch besonders spannend, dass sie ja trotzdem seit Monaten regelmäßig weiterströmt und sogar einen großen Kurs besucht hat, obwohl sie keine Veränderungen zu bemerken scheint.
Die Frage an der Stelle ist für mich: Was bewegt sie dazu, trotzdem am Strömen festzuhalten? Wenn es nicht doch irgendetwas gäbe, was sie in irgendeiner Weise berührt und anspricht, würde die vermutlich schon lange aufgehört haben.
Was ist es also, welcher Impuls, so leise er auch sein möge, ist gerade wichtig für dich?
Tipp 2: Dem nachgehen, WARUM sich nichts tut
Es gibt nun aber auch den Fall, in dem sich trotz regelmäßigem Strömen wirklich nichts oder kaum etwas verändert. Das ist dann auch sehr interessant, denn wenn Dinge sich nicht bewegen, ist das ja ein Symptom.
Und unsere Aufgabe ist es herauszufinden, was die Ursache dafür ist.
In diesem Fall gibt es viele verschiedene Ansätze und jede muss für sich selber herausfinden, welcher davon Antworten für sie enthält. Ich möchte dazu ein paar Fragen in den Raum stellen, mit denen man für sich weiterarbeiten kann.
Die erste Frage lautet:
Wenn Symptome nicht gehen wollen, welchen Nutzen haben sie dann möglicherweise noch für dich?
Manchmal halten wir nämlich bewusst oder unbewusst an bestimmten Symptomen fest, weil sie einen bestimmten Zweck erfüllen, z.B. um uns vor etwas zu schützen. Ein ganz typisches Beispiel hierfür ist, wenn wir Schwierigkeiten haben, „Nein“ zu sagen und Grenzen zu setzen. Wir entwickeln dann unterschiedlichste Symptome wie z.B. Schmerzen. Damit errichten wir einen Schutzwall, den wir uns auf andere Weise nicht zu errichten trauen.
In einem Zitat von Brad Yates heißt es:
Selbstsabotage ist einfach fehlgeleitete Selbstliebe.
Das ist ein wichtiger Aspekt. Denn es geht nicht darum, dass wir irgendwie falsch sind oder Schuld haben.
Sondern unser Körper sagt uns an der Stelle einfach: „Hallo, ich möchte dir helfen, weil ich dich liebe. Du überforderst dich zu oft und sagst zu selten „Nein“. Du hast Schwierigkeiten Grenzen zu setzen. Also werde ich dir helfen, welche zu setzen.“
Hier wäre es ganz wichtig herauszufinden, was wir mit Hilfe der Symptome vermeiden oder wovor sie uns möglicherweise schützen.
Wovor hast du vielleicht Angst, was fällt dir besonders schwer?
Welcher Situation müsstest du dich möglicherweise stellen, wenn du die Symptome nicht mehr hättest?
Danach wäre die Frage, wie wir diese Herausforderung mit anderen Mitteln bewältigen können, so dass wir die Symptome auf lange Sicht gesehen nicht mehr dafür brauchen.
Eine zweite Frage ist:
Was kannst du in deinem Leben verändern, damit sich etwas bewegen kann?
Dabei geht es um die Einsicht: So lange du immer das Gleiche tust und denkst, wirst du auch immer das Gleiche bekommen. Der zentrale Ansatz ist hier, mit dem Denken zu beginnen.
Es gibt ein Zitat, das verschiedenen Leuten zugesprochen wird, u.a. Albert Einstein. Es lautet:
Probleme kann man niemals mit derselben Denkweise lösen, durch die sie entstanden sind.
Mary Burmeister hat sinngemäß gesagt: Versuche nicht, deinen Körper oder deine Projekte zu klären. Kläre dein Denken!
Welche Glaubenssätze bestimmen also deinen Lebensstil? Welche Gedanken begleiten dich immer wieder, die eine Veränderung verhindern? Welche Einstellung könntest du mal hinterfragen?
Und etwas praktischer gedacht: was an deinen alltäglichen Lebensgewohnheiten trägt dazu bei, dass die Symptome bleiben? Welche vielleicht auch nur kleinen Veränderungen könntest du versuchen, die dir auf die Dauer helfen könnten, dass es dir besser geht?
Aufs Strömen bezogen: Welche neuen Ströme könntest du mal ausprobieren? Ein interessanter Hinweis ist es übrigens, mal darauf zu achten, welche Ströme oder Schlösser du gerne meidest. Welche Botschaft haben sie, was daran schreckt dich ab? Vielleicht ist darin ein wichtiger Schlüssel für dich enthalten, was du mit deinen Symptomen vermeiden möchtest.
Manchmal ist es auch hilfreich, einen Blick von außen zu bekommen. Evtl. könnte es eine gute Idee sein, sich einfach mal ein paar Sitzungen in einer Jin Shin Jyutsu-Praxis zu gönnen.
Ein dritter Ansatz lautet:
Wo versuche ich mit zu starker Willensanstrengung die Veränderung zu erzwingen?
Manchmal wollen wir etwas SO sehr. Und manchmal auch ZU sehr. Wir versteifen uns geradezu auf die Idee, dass wenn etwas nur so und so wäre, dann würde automatisch auch das und das passieren. Wenn doch dieses Symptom endlich weg wäre, dann könnte ich auch endlich jenes tun.
Doch diese Haltung führt oft sogar zum Gegenteil:
Wogegen du dich wehrst, das bleibt bestehen.
Eine – zugegeben nicht immer ganz einfache – Aufgabe ist es also, sich manchmal auch den Gegebenheiten zu beugen. Es gibt ein englisches Sprichwort, das heißt:
Life’s rejection is God’s protection.
Übersetzt bedeutet es so viel wie: Wenn das Leben etwas verweigert ist das ein Schutz durch Gott. Man könnte nun meinen, dass man es sich damit zu einfach macht. Doch tatsächlich fällt es vielen von uns unglaublich schwer, darauf zu vertrauen, dass die Dinge sich so entwickeln, wie es gut für uns ist. Und dass das eventuell anders ist, als wir es uns vorstellen.
Die Erfahrung zeigt aber, dass sich die Chance auf Veränderung an der Stelle erhöht, wo wir die Kontrolle abgeben und das Leben machen lassen. Wer kennt nicht die Situation, wo man ewig lange etwas wollte und kurz nachdem man resigniert aufgegeben hat, fällt einem das Ganze mühelos in den Schoß?
Oder wenn wir beschließen, die Aufmerksamkeit nicht mehr so sehr auf ein Symptom zu richten. Unser Lebensglück nicht alleine von einem Symptom bestimmen lassen. Viele erleben auch nach jahrelangem Strömen immer noch, dass Symptome als Gäste bleiben.
Doch ein entspannter Umgang nimmt die Dramatik und damit den Druck heraus. Und wer weiß, vielleicht ist irgendwann dann die Zeit reif und das Symptom nimmt leise seinen Hut und verschwindet ganz unbemerkt.
Und damit kommen wir am Ende auf die Frage zurück:
Bin ich zu ungeduldig?
Tatsächlich kann niemand sagen, wie lange Entwicklungsschritte dauern. Wir können versuchen, mit Hilfe einiger der Fragen, die ich angesprochen habe, die Situation besser zu verstehen. Vielleicht können wir dadurch Dinge beschleunigen.
Dennoch lässt sich auch mit größter Willenskraft das Leben am Ende nicht ins Handwerk pfuschen.
Mary zitiert Plato so:
Wachstum lässt sich nicht hetzen. Alles zu seiner Zeit.
Plato
Und so lässt sich die Antwort auf die Frage von Regina am Ende wohl am ehesten so zusammenfassen:
Was das Leben angeht, kann man gar nicht geduldig genug sein. Und so sollte man auch beim Strömen nicht ungeduldig sein. Dennoch wird man sich die Hände wund strömen können, wenn man sie allein als Technik begreift und nicht auch beginnt, am Denken und am täglichen Lebensstil etwas zu ändern.
Und ich will auch nicht verschweigen, dass es in manchen Situationen vielleicht zusätzliche andere Möglichkeiten jenseits des Strömens gibt, die punktuell schneller eine erste Veränderung bewirken können. Das ändert aber nichts daran, dass das Strömen eine wunderbare Begleitung auf dem gesamten Lebensweg mit all seinen Facetten sein kann.
Zum Abschluss noch zu ein paar Strömtipps:
Und das dann nicht nur einmal kurz, sondern schon über einen gewissen Zeitraum regelmäßiger, bis man das Gefühl bekommt, dass die Dinge in Bewegung geraten.
In diesem Artikel gehe ich noch näher auf das SES 1 ein: Die 1 – Tanz der Moleküle
Halte dir einfach ab und zu eine oder beide 12 im Nacken und erlaube dem Leben, seine Arbeit zu tun. Wenn wir unsere eigenen Vorstellungen loslassen, kann das passieren, was wirklich gut für uns ist.
Egal, mit welchen Symptomen du dich gerade herumschlägst oder ob sich etwas gerade nicht bewegen will: lass dein Ziel sein, immer das beste Ich zu sein, dass dir in diesem Moment gerade möglich ist.
Schau dir gerne auch das vertiefende Video zum „Sicherheits“-Energieschloss 1 an. Es ist -ebenso wie die SES 12 und 14 – Bestandteil des Kurses zum Selbsthilfebuch 2. Du kannst das Video zum SES 1 hier kostenlos angucken.
P.S. Falls du noch nicht so ganz genau weißt, wo welches Schloss sitzt: Eine kostenlos herunterladbare Übersicht über die „Sicherheits“-Energieschlösser findest du in der Werkzeugkiste.
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2 Kommentare für "Bin ich zu ungeduldig mit dem Strömen?"
Liebe Anke,
ganz herzlichen Dank für die Antwort auf meine Frage. Gerade habe ich mir das Video zum zweiten Mal angeschaut und mir die Fragen und Anregungen aufgeschrieben. Auf die eine oder andere Frage habe ich auch schon Antworten gefunden.
Zwischenzeitlich geht es mir auf allen Ebenen viel besser, ich bin enspannter, fühle mich leichter und zuversichtlicher.
Die spannendste Frage für mich war „…was lässt mich trotzdem weiterströmen?“ Eine eindeutige Antwort habe ich noch nicht gefunden, nur soviel: Es fällt mir leicht, es macht mir Spaß und ich konnte es gut in meinen Alltag integrieren, also muss es gut für mich sein.
Hilfreich beim Dranbleiben waren und sind auch Deine 3 Onlinekurse, die ich immer wieder anschaue und durch die ich mich beim Strömen anleiten lasse. Auch dafür ganz herzlichen Dank.
Liebe Grüße Regina
Liebe Regina,
das hört sich an, als wenn es auf deinem Weg weitergeht!
Das freut mich zu hören :)
Weiterhin alles Liebe für dich und danke noch einmal für deine Frage
Anke