Besonders zu Anfang gibt es viele Unsicherheiten, was die praktische Anwendung von Jin Shin Jyutsu angeht. Hier findest du Antworten auf einige der am häufigsten gestellten Fragen. Sei jedoch vorgewarnt: Sehr oft lautet die Antwort „Kommt darauf an.“ Nimm die Erklärungen daher als Anregung und finde am besten deine eigenen Antworten!
Die allerwichtigste Frage gleich zu Anfang, da sie in unzähligen Variationen immer wieder auftaucht:
1. Kann ich etwas falsch machen?
In der Selbsthilfe*, also dem Anwenden des Strömens bei sich selbst, gibt es wenig, was du wirklich „falsch“ machen kannst. Jin Shin Jyutsu ist auch nicht gefährlich. Das wichtigste Kriterium ist: Solange es sich für dich gut anfühlt, ist es in Ordnung. Höre bitte auf deinen Körper und respektiere die Zeichen, die er sendet.
Baut sich unangenehme Spannung auf, beginnst du Schmerzen zu haben oder wird dir übel, sind das Anzeichen, dass du etwas ändern solltest: Den Strom wechseln, die Dosierung reduzieren oder für den Moment ganz mit dem Strömen aufhören.
Mehr dazu auch unter "Von Risiken und Nebenwirkungen".
(*Beim Strömen von anderen sind jedoch einige Dinge zu beachten!)
2. Muss ich entspannt sein, um zu strömen?
Es schadet natürlich nicht, wenn du schon entspannt bist, aber oft strömen wir ja gerade, wenn und weil wir NICHT entspannt sind. Das ist auf keinen Fall ein Hinderungsgrund, sondern eher ein Anwendungsgrund! Grundsätzlich gilt: Sei so entspannt, wie es dir in dem Moment möglich ist – und dann ströme.
3. Kann ich mich wirklich angezogen strömen?
Ja, denn das Strömen funktioniert durch jede Art von Kleidung und Material - notfalls auch durch Festeres wie Schuhe, Gipse usw.
4. Gibt es Vorgaben zur Position, in der ich strömen sollte?
Nein, du kannst im Sitzen, Liegen, Stehen, Gehen und allem dazwischen strömen. Es kommt darauf an, was du strömen möchtest und wie es am bequemsten ist. Du darfst während des Strömens auch deine Position wechseln.
5. Wie genau muss ich ein „Sicherheits“-Energieschloss treffen?
Energieschlösser werden häufig als „Punkte“ missverstanden. Sie sind jedoch ungefähr so groß wie der Handteller der Person, die sich strömt/geströmt wird. Du brauchst also keine Lupe, kein Zentimetermaß und auch nicht das ultimative Fingerspitzengefühl. Wenn du dich halbwegs an den Beschreibungen und Abbildungen zu den Schlössern orientierst, kannst du sie nicht verfehlen. Zur Schlösserübersicht
6. Wie lege ich die Hände auf? Braucht es Druck?
Lege deine Hände einfach sanft auf den Bereich der im Strom angegebenen Schlösser. Dann entspanne deine Hände. Du brauchst nicht zu drücken, kneten oder andere Handakrobatik betreiben. Schlichtes Auflegen – oder sogar das Schweben lassen der Hände über einem Schloss – genügt. Wirklich.
Mehr dazu auch hier: "Was uns Klopapier über das Strömen lehrt"
7. Ich spüre kein Pulsieren beim Strömen. Mache ich etwas falsch oder wirkt es dann nicht?
Gerade zu Beginn haben viele diese Unsicherheit. Es ist jedoch sehr häufig, dass sich erst im Laufe der Zeit und mit immer mehr Übung ein Gefühl für das Pulsieren einstellt. Nur, weil man es (noch) nicht spürt, ist das kein Grund aufzuhören oder zu denken, dass es nicht wirkt.
Einzige Ausnahme: Manchmal wird beim Strömen so fest gedrückt, dass man das Pulsieren quasi „wegdrückt“. Daher kontrolliere ggf., ob das bei dir der Fall sein könnte. Je leichter man strömt, desto größer sind die Chancen, ein Pulsieren zu spüren.
8. Stört es, wenn ich mit einer Hand 2 Schlösser gleichzeitig abdecke bzw. mit dem Fuß noch zusätzlich ströme?
Nein, dagegen spricht überhaupt nichts, es sei denn, es fühlt sich auf irgendeine Weise nicht gut an.
9. Wenn ich ein Schloss rechts und links gleichzeitig strömen möchte, soll ich die Hände über Kreuz oder ungekreuzt halten?
Beides ist möglich: Manchmal bietet es sich an, ein bestimmtes Schloss über Kreuz zu halten, manchmal ist es bequemer, es gleichseitig zu strömen. Es macht in der Wirkung einen kleinen Unterschied, und es liegt an dir zu entscheiden, was dir in dem Moment bequemer ist bzw. sich besser anfühlt.
10. Kann ich auch nur mit einer Hand strömen?
Ja, das ist auf jeden Fall möglich! In diesem Artikel gehe ich näher auf diese Frage ein: „Geht nicht gibt’s nicht – Strömen mit einer Hand“
11. Spielt es eine Rolle, wenn während des Strömens eine kurze Unterbrechung stattfindet, z.B. weil es an der Nase juckt und man für einen Moment loslässt?
Nein, hier brauchst du keine Sorge zu haben. Was auch immer die Hand kurz erledigen muss, tue es und lege sie dann wieder entspannt dorthin zurück, wo sie gerade geströmt hat.
12. Wie lange sollte ich mindestens strömen?
Es gibt im Strömen kein „Sollen“ und so ist die Antwort darauf individuell sehr unterschiedlich.
Bezogen auf einen einzelnen Schritt/Griff lautet die Standardempfehlung oft, zwischen 2-5 Minuten zu strömen – es geht jedoch auch kürzer oder wesentlich länger! Im Fall von akuten Symptomen ströme wenn möglich solange, bis eine spürbare Entspannung einsetzt.
Die Gesamtdauer des Strömens am Tag variiert sehr stark. Für den Anfang können 10-15 Minuten ein guter Einstieg sein. Bei anhaltender Strömbegeisterung werden die Strömzeiten meist länger und pendeln sich oft bei einer Stunde oder mehr ein.
Du kannst einmal länger oder auch mehrfach kürzer über den Tag verteilt strömen. Je mehr das Strömen in den Alltag einschmilzt, umso leichter verlängern sich die Strömzeiten ganz stressfrei nebenbei.
Wichtig: Jedes noch so kurze Strömen ist besser als kein Strömen, setze dich also nicht unter Druck, eine bestimmte Zeit einhalten zu wollen. Gib deinem Körper aber auch genügend Zeit und Pausen, das Geströmte zu verarbeiten. Bitte finde selbst heraus, was gut für deinen Energiefluss ist, und passe es gleichzeitig so an, wie es realistisch in deinen Alltag passt.
13. Kann ich mich auch zu lange strömen?
Ja, theoretisch ist das möglich, doch du wirst normalerweise merken, wann es genug ist. Dein Körper wird dir meist unmissverständliche Zeichen geben, so dass nichts passieren kann. Irgendwann beginnt es, sich komisch anzufühlen, die Hände rutschen wie zufällig weg, leichtes Unwohlsein kann eintreten usw. Bitte höre dann einfach auf und warte mit dem nächsten Strömen, bis sich alles wieder beruhigt hat. (s.a. "Von Risiken und Nebenwirkungen")
14. Muss ich einen Strom immer für beide Seiten anwenden?
Kannst du machen, musst du aber nicht. Manche fühlen sich ausbalancierter, wenn sie für beide Seiten nacheinander strömen, andere finden die Wiederholung auf der anderen Seite uninteressant. Dies ist deine Entscheidung ganz nach Gefühl in der aktuellen Situation.
15. Wie entscheide ich, für welche Seite ich ströme?
Wenn dir eine Körperseite durch mehr Anspannung oder mehr Symptome auffällt, ströme vorzugsweise für diese. Manchmal entlastet es aber auch, die entspanntere Seite zu strömen. Daher entscheidet auch in dieser Frage dein Gefühl.
Über das Hören des Pulses kann man den Körper selbst befragen, welche Seite gerade die bedürftigere ist. Dies kannst du im Kurs „Pulse hören“ erlernen.
16. Darf ich, wenn ich mich selbst ströme/geströmt werde/jemand anderen ströme meine Beine überkreuzen?
Ja, wenn es dein natürlicher Impuls ist und sich für dich bequem anfühlt. Es kann dann eine Unterstützung der Vermittlerenergie zwischen deinen Körperseiten sein. Sollten dadurch jedoch Spannungen in den Beinen oder der Hüfte auftreten, kann das den Energiefluss erschweren.
17. Sollte ich Ringe, Uhren, Ketten, Hörgeräte oder andere technische bzw. metallene Gegenstände ablegen, wenn ich ströme/geströmt werde?
Hier gehen die Meinungen auseinander. Nach meiner Erfahrung ist es NICHT nötig, es sei denn, sie behindern dich oder drücken beim Strömen. Bei einer Sitzung sollten die Handgelenke fürs Pulsehören möglichst frei erreichbar sein, das lässt sich häufig jedoch auch durch ein Verschieben der Uhr/des Armbands etc. bewerkstelligen.
18. Wenn ich einen bestimmten Strom morgens ströme, tut er mir gut. wenn ich ihn abends ströme, ist es unangenehm/kann ich nicht einschlafen etc. Was soll ich tun?
Manchmal kann ein und derselbe Strom zu verschiedenen Tageszeiten oder auch in verschiedenen Lebensphasen unterschiedlich wirken. Wenn du dies bemerken solltest, höre auf dein Gefühl und wende den Strom nur zu der Zeit an, in der er dir guttut.
19. So wie der Strom angegeben ist, ist es sehr unbequem für mich. Kann ich die Hände nicht einfach tauschen?
Grundsätzlich wird empfohlen, Ströme so original wie möglich anzuwenden, da es sich um fein komponierte Sequenzen handelt. Dies gilt insbesondere für die Fremdanwendung.
In der Selbsthilfe kannst du es bei Bedarf etwas flexibler handhaben. Du kannst probieren, die Hände zu tauschen. Bitte achte dann gut darauf, wie dir der Strom bekommt. Sollte es sich "komisch" anfühlen bzw. du dich damit nicht wohl fühlen, wende den Strom nicht weiter mit vertauschten Händen an. Ströme dann ggf. mit Ersatzgriffen.
20. An manche Schlösser komme ich nicht gut heran, was soll ich da machen?
Manche Schlösser, wie z.B. die 7 am großen Zeh oder die 9 und 10 am Rücken, sind für die meisten nur sehr unbequem oder auch gar nicht zu erreichen. Es gibt im Selbsthilfebuch 2 für alle Schlösser Ersatzgriffe und zudem auch einen Finger zugeordnet, den man anstelle des betreffenden Schlosses halten kann.
Manchmal hilft es jedoch schon, ein Schloss statt mit der Handinnenfläche mit dem Handrücken zu strömen. Die Schlösser am Fuß kann man ggf. auch mit dem anderen Fuß strömen und wenn alles nichts hilft, ist es immer noch eine Möglichkeit, seinen Atem auf den entsprechenden Bereich zu fokussieren.
21. Ist es schlimm, wenn ich beim Strömen einschlafe? Wirkt es dann noch?
Beim Strömen einzuschlafen ist meist ein Zeichen dafür, dass die Entspannung wirkt. Daran ist also überhaupt nichts schlimm, im Gegenteil. So lange die Hände noch liegen bleiben, wird auch das Strömen weiter wirken – die Energie hört ja nicht auf zu fließen, nur weil man einschläft. „Bewusstes“ Strömen ist es dann natürlich nicht mehr.
Aus meiner Sicht das einzige Problem dabei: Man wacht evtl. wegen eingeschlafener Hände oder Arme wieder auf, weil diese zu lange in einer auf die Dauer unbequemen Position verharrt haben.
22. Kann ich nebenbei noch etwas anderes machen, wenn ich mich ströme oder wirkt es dann nicht mehr so gut?
Es ist auf jeden Fall in Ordnung, sich neben dem Strömen noch mit etwas anderem zu beschäftigen – etwas lesen, anhören, anschauen, sich unterhalten usw. Eine Wirkung wird es trotzdem haben und nur so wird es auf die Dauer auch alltagstauglich sein.
Sich allerdings Ruhe und Zeit fürs Strömen zu gönnen hat oft noch eine andere Qualität. Daher ist sehr zu empfehlen, dass du das Strömen so oft du kannst und möchtest auch für sich allein genießt.
23. Reicht es, wenn ich den Kurzgriff für einen Strom ströme oder sollte ich den ganzen Strom strömen?
Der Kurzgriff tut schon viel Gutes, den ganzen Strom anzuwenden ist jedoch etwas anderes. Es kommt darauf an, wie wichtig der Strom für dich in dem Moment ist, wieviel Zeit du zur Verfügung hast und wie bequem du den Strom in der Langversion strömen kannst.
Probiere beide Varianten aus und entscheide selbst, ob der Unterschied die Langfassung rechtfertigt bzw. entscheide dich je nach Situation für das eine oder das andere.
24. Wie schnell wird das Strömen helfen?
Das ist nie vorherzusagen.
Ganz allgemein gesagt: Bei leichten, akut auftretenden Beschwerden wird (oder sollte) der passende Strömgriff in den meisten Fällen recht schnell helfen.
Bei chronischen Projekten oder schwereren Erkrankungen wird viel Geduld gefragt sein, wenn man mit dem Strömen Veränderungen bewirken möchte.
Und nicht immer werden sich Projekte ganz auflösen lassen. Manchmal lassen sich durchs Strömen aber Verschlechterungen aufhalten oder zumindest leichte Verbesserungen erreichen. Der Gewinn liegt zudem oft eher in neuen (Selbst-)Erkenntnissen oder an ganz anderer Stelle als erwartet.
Noch mehr Fragen?
Weitere Antworten auf eher allgemeine Fragen zu Jin Shin Jyutsu findest du hier:
Mehr lernen
Möchtest du wissen, wie man mit dem Lernen von Jin Shin Jyutsu beginnen kann, wirst du hier fündig:
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6 Kommentare für "24 praktische Fragen zu Jin Shin Jyutsu"
Liebe Frau Oltmann,
vielen Dank für Ihre aufschlussreichen E-Mails.
Seit mehr als einem halben Jahr ströme ich bei mir und meiner Schwester, und demnächst mache ich einen 5-Tage-Kurs.
Tatsächlich funktioniert fast alles mehr oder weniger.
Mir fällt auf, dass sich der Pulsier-Eindruck, der eigentlich immer eintritt, kurzzeitig besonders stark wird, wenn ich tief aufatme oder gähnen muss.
Ist das nur ein subjektives Gefühl bei mir, oder bedeutet das auch eine Wirkung bei der anderen Person, die ich ströme?
Herzlichen Gruß,
Hermann Philipps
Spontan auftretendes tiefes Atmen oder Gähnen sind häufige Begleiterscheinungen beim Strömen und werden meist so gedeutet, dass sich gerade etwas „löst“. Inwieweit dies auch für die Person gilt, die Sie gerade strömen, kann ich für Sie nicht beantworten – manche empfinden es so, andere nicht.
Herzliche Grüße
Anke Oltmann
Hallo,
ich frage mich ob Strömen in einer akuten psychischen Krise mit starken Ängsten Sorgen Isnomnie Grübelzwang etc eine hilfreiche Ergänzung sein kann oder ob es mitunter einen noch mehr mit sich selbst und verborgenen Emotionen konfrontiert und dadurch destabilisieren kann, zumal Jin Shin Jyutsu auch als ein Weg der Selbsterkenntnis ist. Mir geht es so, dass ich beim Halten von Scham und Steißbein ein starkes Strömgefühl in die Beine bekomme, es fühlt sich recht gut an, dennoch frage ich mich Mitunter ob es zeitverzögert energetisch evtl auch zeitverzögert und daher nicht gut zuordenbar, etwas durcheinander bringen kann.
Von anderen energetischen Heilsystem habe ich gehört, dass diese bei fehlender Grundtstabilität zT sehr überfordernt sein können, da sie viel Energie mobilisieren.
Ich würde mich auf eine Antwort freuen
Herzlichen Gruß
Rudolf
Lieber Rudolf,
danke für deine Frage. Ich bitte um dein Verständnis, dass ich diese nicht pauschal beantworten kann. Es hängt von vielen Faktoren ab und ist immer eine Einzelfallentscheidung, wie viel Strömen noch gut tut oder auch nicht mehr. Wie instabil ist die Lage, werden zusätzlich Psychopharmaka genommen, werden weitere (energetische) Methoden parallel angewendet? Man ist grundsätzlich gut beraten, gerade in schwierigen Situationen, so gut wie möglich aufs eigene Gefühl zu achten – sofern man dazu halbwegs in der Lage ist. In Krisensituationen ist weniger oft mehr – sowohl was die Zahl der Interventionen als auch die Dosierung einzelner Interventionen angeht. Es bleibt die Verantwortung jeder einzelnen Person, wieviel sie sich zumuten kann und möchte.
Herzliche Grüße
Anke
Liebe Frau Oltmann,
Ich ströme mich nun schon seit einer Weile und fühle mich richtig gut damit. Gerne würde ich meine Kinder und Freunde strömen. Leider finde ich nur Anleitungen zum Selbsströmen und zum Baby oder Tiere strömen. Wo finde ich Informationen zum Strömen anderer Menschen, bzw. können Sie mir eine Lektüre empfehlen? Ich brauche es in Papierform und nicht online. Mit lieben Grüßen, Katrin
Liebe Katrin,
die allermeisten Anwendungen für die Selbsthilfe lassen sich problemlos auf die Anwendung an andere übertragen bzw. leitet sich die Selbsthilfe meist ja aus der Fremdanwendung ab. Alle wichtigen Ströme zum Strömen anderer gibt es in den 5-Tage-Kursen. Dort erhält man auch die dazugehörigen Textbücher 1 und 2 von Mary Burmeister.
Herzliche Grüße
Anke